Nachruf auf Otto Strauß

Am 20.2.2021 ist unser Ehrenvorsitzender, Otto Strauß, im gesegneten Alter von fast 89 Jahren gestorben.

Die Bestattungsfeier fand am Donnerstag, den 4.3. in St. Antonius Oberkassel statt. In den letzten Jahren waren Herr Strauß und seine Frau dort oft zum Gottesdienst, wohl auch weil Monsignore Willi Terboven in dieser Gemeinde wohnt und aushilft. Als ehemaliger Stadtdechant war er lange Pfarrer der Heimatpfarrei von Herrn Strauß. Pfarrer Terboven war den Straussens freundschaftlich verbunden und gestaltete die Hl. Messe ebenso wie die Bestattung auf dem Nordfriedhof sehr persönlich. Das brachte uns allen die Person von Herr Staruß noch einmal sehr nahe.

Ich lernte Herrn Strauß kennen, als ich 1984 Gefängnisseelsorger in der JVA Düsseldorf wurde. Er war damals Vorsitzender Richter der XII. Großen Strafkammer des Landgerichts Düsseldorf und schon einige Jahre 1. Vorsitzender des Kath. Gefängnisvereins Düsseldorf. Da mein älterer Kollege, Pater Edelbert Rüber, durch Krankheit bedingt nur eingeschränkt tätig sein konnte, wuchs ich schnell in die Arbeit des KGV hinein und wurde bald Geschäftsführer.

Herr Strauß lebte stark aus der Tradition des engagierten bürgerlichen katholischen Milieus. Dabei war er keineswegs rückwärtsgewandt. Er schätzte Kunst und Kultur und interessierte sich sehr für Politik.  Und er hatte einen Blick für Notlagen in unserer Gesellschaft. So kam es wohl dazu, daß er sich im KGV engagierte. Ich habe ihn als einen sehr besonnenen Menschen kennengelernt. Wohl der Tradition verpflichtet war er offen für Veränderungen. Das bemerkte ich, als unser Verein in finanzielle Nöte gelangte und ich Neuerungsvorschläge machte, die uns aus der Misere führen sollten. Herr Strauß stand diesen Ideen total offen gegenüber. So ging es bald wieder aufwärts. Auch Veränderungen in der Arbeitsweise und beim Personal begleitete er immer mit unterstützender Zuwendung.

Als Geschäftsführer schätzte ich an ihm totalen Rückhalt, keine Aufgeregtheiten und ruhige, sachliche Überlegungen. Nie stellte er sich selbst in den Mittelpunkt. Immer hatte er ein offenes Ohr für mich. Und manches Mal luden seine Frau und er mich zum Essen ein, was jeweils einen angenehmen Abend bedeutete. Er lebte eben die rheinische Weitherzigkeit.

Die Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen leitete er mit großer Umsicht und sorgte dafür, daß sie zeitlich begrenzt blieben, was unnötiges Gerede verhinderte. Er sorgte dafür, daß alle bei der Sache blieben. So entstand keine überflüssige Arbeit.

Seine Frau Hildegard war Ihm eine große Stütze. Sie war selbst als Vorsitzende des SKFM Düsseldorf stark engagiert, was zu Hause zu vielen ertragreichen Gesprächen über soziale Arbeit führte. Als sie immer mehr durch gesundheitliche Probleme eingeschränkt wurde, kümmerte Herr Strauß sich aufopferungsvoll um sie. Als dann auch seine Kräfte nachließen, riet er dem KGV, nach einem Nachfolger zu suchen. Herr Strauß war also auch in der Lage, seine eigene Situation richtig einzuschätzen. Dies paßte zu seiner grundsätzlichen Lebenseinstellung.

In den letzten Jahren haben wir uns regelmäßig zum Essen getroffen, im letzten Jahr, als es ihm schlechter ging, immer wieder telefoniert. Besuche waren ihm, wie er mir sagte, oft zu anstrengend.

Nun hat sich sein Leben erfüllt. Und ich vertraue darauf, daß das, was er in seinem christlichen Selbstverständnis geglaubt hat, nun auch in Erfüllung gegangen ist. Dankbar schaue ich auf dieses lange Leben, an dem ich phasenweise teilhaben durfte.

 

Reiner Spiegel, ehem. Geschäftsführer des KGV