Dieser Mann war 38 Jahre lang im Knast
So schrieb es die Rheinische Post anlässlich der Verabschiedung von Reiner Spiegel am 31.10.2022.
Reiner Spiegel hat in Bonn katholische Theologie studiert und wurde 1980 im Dom zu Köln zum Priester geweiht. Er wollte nie Gemeindepfarrer werden. Nach einer kurzen Zeit als Diözesankaplan für die CAJ wechselt er 1984 in die Gefängnisseelsorge. Zunächst arbeitete er 28 Jahre in der „Ulmer Höh“, später dann in der neuen Justizvollzugsanstallt Düsseldorf.
In dieser Zeit kümmerte er sich auch um den Katholischen Gefängnisverein Düsseldorf e.V.. Zuerst als Mitarbeiter, später für viele Jahre als Geschäftsführer. Die hohe Identifikation mit dem Gefängnisverein, seine Kompetenz und Verantwortungsbereitschaft haben dazu geführt, dass er den Verein konzeptionell weiterentwickelte, viele Spenden akquirierte, dabei aber nie die Anliegen und Bedürfnisse der Inhaftierten und deren Angehörigen vergaß.
Mit viel Leidenschaft und Temperament aber hat er die Arbeit im Gefängnis erledigt. Er war Ansprechpartner und Vertrauensperson für zahlreiche Inhaftierte, die er über Jahre begleitete. Die Gefängnisarbeit war ihm immer ein Herzensanliegen. Häftlinge haben keine Lobby: Was hinter den Mauern passiert interessiert nur Wenige. Pfarrer Spiegel gab den Häftlingen eine Stimme, hat sich für deren Belange bei der Gefängnisleitung aber auch auf Landes- und Bundesebene eingesetzt. Hier hat er viele Jahre in den unterschiedlichen Gremien aktiv mitgearbeitet.
Ich selber durfte Reiner Spiegel die vergangenen drei Jahren kennenlernen. Was mich besonders beeindruckt hat war seine Gradlinigkeit, und Beharrlichkeit mit denen der sich für die Inhaftierten einsetzte, aber auch seine Besonnenheit, sein Sachverstand, seine leise Unterstützung, seine guten Predigten, vor allem aber seine Milde und Güte mit denen er den Inhaftierten begegnete.
Wir danken Pfarrer Spiegel für sein Engagement und wünschen ihm für den Ruhestand alles Gute.
Theo Bögemann
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